Schinkel und Fontane

Das Predigerwitwenhaus in Neuruppin stellt eine Verbindung zwischen den Familien Fontane und Schinkel dar.
Im einstigen Predigerwitwenhaus verbrachte der spätere preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel einen Teil seiner Kindheit. Schinkel lebte mit seiner Familie von 1787 bis 1794 in dem Gebäude. Gut 50 Jahre später zog dort Theodor Fontanes Mutter Emilie ein. Sie lebte in dem Haus von 1849 bis zu ihrem Tod im Jahre 1869.

Begegnungen der Familien Schinkel und Fontane: Wo wohnte Fontane in Neuruppin?

Ein fiktiver Dialog zwischen Schinkel und Fontane bei der Preisverleihung der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft 2019 an Frau Prof. Dr. Heike Gfrereis: https://mercadodelibros.info/site/attach/Rede%20Stechow.pdf

Susanne Schinkel

https://www.fichterart.de/cappella-piccola-bei-giarre-am-etna-6626

Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), der Universalkünstler, hatte auch drei begabte Töchter: Während die älteste, Marie (1810-1857), ausweislich einer überlieferten Zeichnung eine begabte Pianistin war (mit einer Vorliebe für Mozart), war die spätgeborene Elisabeth (1822-1851), das „spröde Lieschen“, eine hervorragende Zeichnerin. Susanna (in der Familie so genannt, um sich von der Mutter Susanne zu unterscheiden) wurde allgemein „die Malerin“ genannt; aber auch als zeichnende Porträtistin konnte sie brillieren. Sie war, nach dem Tode ihrer Schwestern Elisabeth und Marie, und ihrer Mutter 1861, in der Familie die eigentliche Hüterin des Schinkelschen Vermächtnisses und half ihrem Schwager Alfred v. Wolzogen bei der Edition und Sammlung des Nachlasses; wobei sie sehr darauf achtete, dass allzu Familiäres ungedruckt blieb (wozu sie selbst mit einer Sammlung von Briefen ihres Vaters beitrug, die sie mit dem Buchstaben „S“ kennzeichnete).


Zahlreiche Notiz- und Tagebücher von ihrer Hand sind noch überliefert, aus denen auch hervorgeht, wie genau sie sich in Schinkels Werk auskannte. Und so gibt es auch das Tagebuch einer Italienreise, die Susanna 1877 bis nach Neapel/Capri (weiter allerdings nicht) führte – einer sentimental journey auf Vaters Spuren (dann auch nach England). Auf dieser Reise mag ihr auch die Anregung gekommen sein, das Bild der Piccola Capella am Ätna zu malen, als virtuellen Ersatz für die Weiterreise nach Sizilien.


Ihr Bild ist keine pedantische Kopie des Blattes ihres Vaters, sondern die Umsetzung einer Stimmung, eines Leitmotivs von Schinkel. Und nicht zufällig war es ihr geliebter Neffe Hans von Wolzogen (1848-1938), den sie bis zu seinem 13. Lebensjahr in der Berliner Bauschule in der Schinkelschen Wohnung mit betreute, der den Begriff des „Leitmotivs“ in die Welt gebracht, wenn auch nicht erfunden hat. Susanna hat diesen Wagnerschen Geist bei ihren zahlreichen Aufenthalten in Bayreuth, wo Wolzogen zu einem wichtigen Mitarbeiter und Propagandisten Wagners wurde, durch den Meister selbst erfahren können, dessen Festspielhaus sie einmal (ganz im Geiste ihres Vaters, der einmal den Mailänder Dom schweben läßt) majestätisch auf eine Anhöher über Bayreuth malte. So verschwistern sich der Schinkelsche Genius mit dem Genius von Bayreuth zu einer neuen, noch nicht recht wahrgenommenen Synthese.